Vor ein paar Jahren wollte ich Meeresbiologe werden. Mit Fernglas in der Hand, Gummistiefeln und zwei Guides beobachte ich Vögel in den Kihingamisümpfen und weiß warum. Das Beobachten, die Ruhe, die Geräusche, einfach die Natur wirken sehr beruhigend auf mich ein. Ein riesiges Loch erkennt mein Guide sofort als Elefantenspur. Mein Puls geht hoch und nach einem dampfenden Elefantenhaufen hören wir Rüssel- und Planierraupengeräusche. Ich erspähe ein Ohr, ein Stück Haut. Es ist eine kleine Herde, die aus dem nahegelegenen Kibalenationalpark gekommen ist. Mein Körper schüttet Glückshormone ohne Ende aus.
Ein paar Tage später sitze ich am Nkuruba Vulkansee im Nirgendwo. Seit einer Stunde beobachte ich Affen, die eine Trapezshow für mich parat haben. Um hier herzukommen muss man ein Sammeltaxi nehmen, ein Kleinwagen in dem 9 Leute mit fahren. Der Fahrer muss sich seinen Sitz teilen, insgesamt sitzen wir zu viert vorne. Die Straße ist eine der vielen roten Erdpisten, die die Dörfer und entlegenen Gebiete mit den Hauptstraßen verbinden. Diese Fahrt ins Paradies hat sich gelohnt.
Im Ruwenzorigebirge komme ich auf eigene Faust nicht mehr weiter. Der Nationalpark kann nur mit Wanderguide und täglicher Parkgebühr betreten werden, ein Tag kostet so mehr wie ich sonst für eine knappe Woche brauche. Selbst eine kleine Tour außerhalb der Parkgrenzen gestaltet sich schwierig. Ich werde von einem Guide gestoppt, der für die Gemeinde arbeitet und mir erklärt: tourism is business. Sein Unverständnis für meine Situation ärgert mich, ich laufe zurück und wahllos in die nächste Bananenplantage. Kleine Fußwege führen die steilen Hügel hoch. Den Menschen steht ins Gesicht geschrieben, wie selten hier ein Muzungu vorbei kommt. Die Kinder, die hier auf den Plantagen mitarbeiten, begrüßen mich überschwänglich. Sie fragen: how are you? How is life? Erwachsene verhalten sich meist zurückhaltender. Was dann folgt ist oft: give me money!, in einem sehr fordernden Tonfall. Auf meinem Rückweg verfolgen mich ein paar Kinder mit Machete in der Hand, die nicht älter als 10 Jahre sein können. Sie wollen meinen Rucksack und fordern Geld. Ich versuche freundlich zu bleiben, mich mit ihnen zu unterhalten, möchte ihnen aber kein Geld geben. Mit der Forderung nach Geld umzugehen, fällt mir schwer. Ich bin sehr erleichtert als ich im schon Dunklen mein Hostel erreiche.
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Lynn (Dienstag, 26 Januar 2016 11:51)
Hui die Geldsache klingt anstrengend und gruselig... ist das jeden Tag so? Der Regenwald auf dem Bild sieht toll aus :)
Frederik (Donnerstag, 04 Februar 2016 17:11)
Zum Glück nicht! Es hängt sehr von der Gegend ab, in Kampala passiert einem das nicht. Im bei Touristen beliebten Südwesten, in dem ich reisen war, ist es leider normal. Dafür kommt das in kaum besuchten und armen Norden angeblich nie vor. Scheint so, als ob da Besucher vor mir nicht ganz unbeteiligt waren...