In der Falle

Ich versuche gerade Abstand zu bekommen um meinen Blog schreiben zu können, aber mein Ärger ist noch nicht verflogen. Dass ist das Schlimme, man ärgert sich nach so etwas am meisten über sich selbst.


Meine Ankunft in Alexandria ist herzlich und mir gefällt die Stadt auf den ersten Blick. Ich kaufe ein pain au chocolat für umgerechnet 20 cent. Der Verkäufer frägt den Klassiker: where are you from? Ich entgegne: whatdoyouguess? Er zieht die Augenbraun hoch und nickt wissend. Ich bekomme noch einen Keks geschenkt, wohl um ein Gast aus einem Land willkommen zu heißen, von dem er noch nie gehört hat. Ich laufe auf der Uferpromenade, ziellos durch die Straßen, verschaffe mir eine erste Orientierung. Ahmed, der wahrscheinlich anders heißt, kreuzt meinen Weg. Er studiert hier Tourismus, auf italienisch und russisch. Mit mir will er sein Englisch trainieren. Während wir über dies und das reden, zeigt er mir Plätze an denen es manchmal Live Musik gibt. Ahmed möchte mir ägyptische Folklore mit dazugehöriger Tanzshow zeigen. Als wir drinnen sitzen frage ich was der Spaß kostet. 30€: dass ist fast mein Budget für zwei Tage. Ich versuche ihm klar zu machen, dass das nicht mein Level ist. Er entgegnet, ich müsse mir das einmal ansehen, dass sei ägyptische Kultur. Ich trinke ein Heineken, höre mir halbgelangweilten Gesang und lahme Musikbegleitung an und schau auf die nackte Haut von einer einfallslosen Bauchtänzerin. Ich hab mich selten so unwohl gefühlt und sage das auch. Es ist wie ein Albtraum, ich sehe Vermummte  mit Maschinengewehr vor mir, die auf der Suche nach einem sündigenden Deutschen sind. Es kommt mir so pervers vor, die verschleierten Frauen auf der Straße und dann das hier. Sowas verqueres. Eine Angst dieser Art habe noch nie gehabt; ich habe das ganz dringende Gefühl hier schnell weg zu müssen, so wie wenn man sich auf der Suche nach einer Toilette schon fast in die Hose macht. Von meinen Bildern sage ich Ahmed nichts, nur dass ich mich vollkommen fehl am Platz fühle und sofort gehen möchte. Er versucht mich zu beruhigen und sagt, wir können jetzt nicht mehr gehen ohne zu zahlen, er gehe unsere Tickets bezahlen. Mein Geld und ihn werde ich nicht wiedersehen. Ein paar Minuten später verlasse ich den Saal und versuche einen Erlass zu erhandeln, da ich nur ein Bier konsumiert habe (Getränke und Essen ist im Preis inbegriffen). Da bricht das Kartenhaus in sich zusammen. Ahmed hat für mein Ticket nur 10€ gezahlt und ist mit dem Rest verschwunden.


Was lernen die eigentlich in der Tourismusschule? Touris verprellen und vergraulen ??


Sie müssen hier eine renommierte Schauspielschule haben. Im Schauspieltum steckt ein ägyptisches Talent denke ich mir nicht zum ersten mal. Wenn ich ehrlich bin, fühle mich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass das hier an die falschen Leute kommt. Es wird Zeit, dass ich dieses Land verlasse.

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FOTOGRAFIE  ALS  LEIDENSCHAFT

"FOTOGRAFIE   KANN  EINMAL  EIN  LAUTER SCHREI  SEIN  UND  DANN  WIEDER  EINE UNGLAUBLICHE  RUHE  AUSSTRAHLEN !"  VIOLA

 

 HÄTTE  ICH  NICHT  BESSER  SAGEN  KÖNNEN...

 

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