Erg Chebbi

Tag 1


Es gab niemand der mir geholfen hat meinen Traum zu erfüllen. Ich musste das also selbst in die Hand nehmen.


Die Sahara grüßen, das ist der Traum. In Marrakech bietet das jedes Hotel und Hostel an, durchorganisiert bis zum geht nicht mehr. Kamelritt, Essen, Übernachtung im Zelt: alles inklusive. Ich bin nicht hier um 3 Tage mit Touris auf Touritour zu gehen. Ein Auto mieten und mit anderen an den Rand der Wüste fahren, dass ist eine Idee, die mir gefällt. Ein Auto bedeutet Freiheit, man kann jeder Zeit anhalten, Fotos machen und entscheiden wo man langfährt. Ich suche also nach anderen Abenteuerlustigen, was schwieriger ist als gedacht. Es finden sich schließlich ein Brasilianer und ein Pakistani. Ich bin in Hochstimmung und organisiere ein Auto, informiere mich bei Leuten die aus dieser Gegend kommen, arbeite mich durch Versicherungsbedingungen durch,...


Der Brasilianer springt ab, dem Pakistani wird es zu zweit zu teuer.


Das Ganze: ein Scherbenhaufen. Wo der Wille ist, ist auch ein Weg. Das wird wie ein Mantra und ich habe schon jetzt das Gefühl, dass mich Afrika stark macht.

Auf dem Weg über den Atlas
Auf dem Weg über den Atlas

Tag 2


Als ich morgens in der Oase Fint (in der Nähe von Ouarzazate) aufwache, kann ich mein Glück kaum fassen.


Nachdem ich einen Bus von Marrakech nach Ouarzazate genommen hatte, stehe ich vor einer geschlossenen Jugendherberge. Zwei Männer in einem 4x4 Auto sammeln mich von der Straße auf. Rachid, der Mann am Steuer, bietet mir an in seiner Pension in einer nahegelegenen Oase zu übernachten. Warum ich ihm vertraue und einsteige? Bauchgefühl. Es ist schon dunkel, ich sehe nicht wo es lang geht. 

               Am nächsten Tag dann die Überraschung. Die Palmen, das Wasser, die Menschen, man fühlt die Kraft, die hier inmitten der Einöde gebündelt wird.


Trampen auf marokkanisch. Mein erstes Fahrzeug: ein Mofa. Ich denke erst das ist ein Scherz, doch die Fahrerin gibt mir zu verstehen, dass ich durchaus mit einem 20 kg Rucksack mitfahren kann. Natürlich ohne Helm. Die Leute an denen wir vorbeifahren winken uns zu. Die Frauen kommen mir hier selbstbewusster vor, wie im Norden von Marokko. Im nächsten Auto sitzt dann Ibrahim, 23 Jahre, Familienvater. Er zeigt mir stolz die Palmengärten in Skoura und lädt mich zum Essen zu sich nach Hause ein. Meine Reise wird so schon nach den ersten Kilometern entschleunigt. Seine ganze Großfamilie wohnt in dem Haus, die meisten können kein Englisch oder Französisch, aber mein Besuch scheint sie sehr zu erheitern. 


Mein Tipp aus der Oase: besuche die “Gorges du Dades“ (eine Schlucht im Atlas). So lande ich in einem Kleinbus, mit 16 Plätzen, in dem mit mir 32 andere mitfahren. Der Schulbus war manchmal schon echt voll. Aber kein Vergleich zu dem hier.

Tag 3


Ich fahre mit einem missmutigen Katalone bis zur Sahara. Für eine Strecke die doppelt so lang ist wie die gestrige, brauchen wir nur 3 Stunden. Europäische Verhältnisse. Jetzt, da ich überhaupt nicht mehr damit gerechnet habe, sitzt ich doch noch in einem Mietwagen und beorder auch zweimal einen Fotostop. Die Straße ist gerade, kaum Autos, ab und zu ein Dorf und eine leere Landschaft. Ich komme mir vor wie auf einem amerikanischen Highway. Das hier ist Freiheit. Und dann tauchen die Dünen am Horizont auf.


Ich stehe im Sand, mit Tränen in den Augen.

Sand, Sand, Sand
Sand, Sand, Sand

Tag 4


Im Schritttempo schaukel ich durch die Landschaft. Es leuchtet sofort ein, dass man Kamele auch Wüstenschiffe nennt. Um mich rum nur Sand und ich wie auf einem Auskuck.


Abends habe ich wohlbekannte Schmerzen. Schmerzen eines Snowboardanfängers (sitzen kaum mehr möglich).

Tag 5

Mit Manu Chaos laufe ich durch die Wüste. Erst durch die schwarze mit vulkanischem Ursprung, dann über harten Sand und weichen Sand in den man bis zu den Knöcheln einsinkt. Es ist wie auf Schnee zu laufen, manchmal hält einen die Oberfläche, ein anderes mal gibt sie nach.

Meine erste Couchsurfingerfahrung mache ich hier am Rand der Sahara. Nicht geplant und nicht übers Internet, ich treffe einfach Ali in den Dünen. Der hat ein kleines Haus für Couchsurfer - wohl der Gipfel aller Gastfreundschaft. Es ist ein extra Haus, um es seiner Familie nicht zu kompliziert zu machen. Würde er mich zu sich nach Hause einladen, könnten die Frauen nicht gemeinsam mit uns essen. Das Gästehaus besteht aus einer Dusche, einem Plumpsklo (ohne Sitzgelegenheit), einem Innenhof, einem Wohnzimmer und einem Schlafraum mit Matratzen auf dem Boden. Die Matratzen sollen bald auf einem Bettgestell liegen. Ich sage das sei völlig ausreichend so, er sagt es ist wichtig das es den Gästen gut geht, dass möchte er ja schließlich auch wenn er woanders schläft.

Abends lade ich ihn zu einem gemeinsamen Picknick in den Dünen ein, wir machen ein Feuer, ein paar Koreaner kommen dazu. Nach dem Sonnenuntergang gehen wir in das Restaurant von einem Freund und kochen eine Tajine. Ich fühl mich wohl in der Küche.

Tag 5


Ich sitze in einem Cafe in Ouarzazate und schreibe Briefe, in die ich ein bisschen Saharasand streue.

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Kommentare: 4
  • #1

    usch (Donnerstag, 24 Dezember 2015 11:31)

    hi frderik, was du beschreibst und die bilder dazu...das ist so atemberaubend schön....und ichfreue michfür dich, dass es bis jetzt eigentlich ganz gut läuft bei dir.
    heute ist weihnachten, davon wirst du dort wo du bist, nicht viel mitbekommen.wir denken an dich, du bist in unseren herzen.
    dein blog ist toll, so habe ich das gefühl, ein wenig mitreisen zu können.
    wir freuen uns auf mehr von dir...

  • #2

    Lynn (Donnerstag, 24 Dezember 2015 12:39)

    Wenn ich die Bilder so sehe werde ich sofort neidisch *-* sieht einfach atemberaubend aus!:)

  • #3

    usch (Donnerstag, 24 Dezember 2015 16:03)

    lieber frederik,

    wir wünschen dir schöne weihnachten, auch fern der heimat, denn…
    home is, where the heart is…
    unsere sind bei dir…

    lynn&romy&luis&klaus&usch

  • #4

    Frederik (Freitag, 25 Dezember 2015 13:44)

    Hey Lynn und Usch,
    Schön von euch zu hören und euch als treue Blockleser zu wissen!
    “Home is, where the heart is“ hört sich sehr schön an, und bedeutet ja irgendwie das man überall ein Zuhause haben kann. Nur das Zuhause Zuhause vergisst man trotzdem nie!

    Die Wüste war wirklich sehr beeindruckend, sie hat es weit in mein Herz geschafft...

FOTOGRAFIE  ALS  LEIDENSCHAFT

"FOTOGRAFIE   KANN  EINMAL  EIN  LAUTER SCHREI  SEIN  UND  DANN  WIEDER  EINE UNGLAUBLICHE  RUHE  AUSSTRAHLEN !"  VIOLA

 

 HÄTTE  ICH  NICHT  BESSER  SAGEN  KÖNNEN...

 

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